Internationaler Versand für den E-Commerce

Ihr E-Commerce-Unternehmen wächst und Sie beginnen mit dem Verkauf in neue Länder und Kontinente. Das heißt, Sie benötigen grenzüberschreitende Sendungen und alles, was damit zusammenhängt, von den Zolldokumenten bis hin zu Zöllen und Steuern. Es ist Zeit, sich eine Strategie für den internationalen Versand zu überlegen.

1. Warum ist der internationale Versand bei E-Commerce anders?

Das Ganze ist etwas komplizierter als bei nationalen Sendungen, weil Waren zwischen Ländern ein- und ausgeführt werden. Das bedeutet, dass es noch mehr zu berücksichtigen gibt:

  • Zusätzliche Dokumente – für zu verzollende Waren
  • Zusätzliche Vorschriften – Waren sollen den Vorschriften im Bestimmungsland entsprechen
  • Zusätzliche Kosten – beispielsweise Zölle, Steuern und Bearbeitungsgebühren für Zusatzleistungen

Welche Auswirkungen haben regionale Abkommen auf den Versand?

Sie vereinfachen den Ein- und Ausfuhr-Prozess – Das bedeutet, dass weniger Zollvorschriften für den Versand von Waren zwischen benachbarten Ländern gelten, wenn regionale Abkommen vereinbart wurden. Beispiele dafür sind:

  • Versand zwischen EU-Mitgliedstaaten 
  • Versand zwischen den USA, Kanada und Mexiko (NAFTA)
  • Versand zwischen Russland, Kasachstan, Belarus und anderen Mitgliedern der Eurasischen Zollunion (EACU)

2. Internationale Transportdienste

Neben dem Transport eines Pakets von A nach B bieten Transportdienstleister noch viele weitere internationale Versanddienste an, wie Expresslieferung, Versicherung, Zollabfertigung, Sendungsverfolgung und Konsolidierung.

Sonstige Dienstleistungen, wie zum Beispiel in einen Webshop integrierte Versandlösungen, flexible Lieferoptionen und internationale Retouren, sind auf den E-Commerce-Versand zugeschnitten. Es ist wichtig, diese Transportdienstleistungen kennenzulernen und herauszufinden, welche am besten zu Ihren Versandbedürfnissen passen.

3. Zollpapiere

Wenn Sie gekaufte Waren an eine*n Verbraucher*in in einem anderen Land versenden, ist es entscheidend, dass Sie die Zolldokumente korrekt ausstellen. Dies hilft dabei, eine reibungslose Lieferung zu gewährleisten und verhindert, dass die Waren von den Zollbehörden festgehalten werden.

Wie bereite ich die Dokumente korrekt vor?

Während die vorzulegenden Papiere je nach Art der Versandwaren, Warenwert und Bestimmungsland variieren, gibt es 10 wesentliche Schritte, die im Allgemeinen bei allen Sendungen identisch sind:

Erstellung der E-Commerce-Zollpapiere in 10 Schritten

  1. Richten Sie die Vorlage für Ihre Handelsrechnung ein
  2. Verfassen Sie eine genaue Warenbeschreibung
  3. Klassifizieren Sie die Waren mit dem korrekten HS-Code
  4. Geben Sie das Herstellungsland Ihrer Waren an 
  5. Überprüfen Sie, ob es Ausnahmen bezüglich Zöllen und Steuern gibt
  6. Ermitteln Sie, durch welche anderen Behörden Ihre Waren gegebenenfalls noch reguliert werden
  7. Legen Sie die Incoterms®, die für Ihre*n Kund*in gelten, fest
  8. Ermitteln Sie die Zölle und Steuern, die gegebenenfalls von Ihnen zu zahlen sind
  9. Ermitteln Sie, welche Zollunterlagen erforderlich sind
  10. Zollunterlagen erstellen oder zusammentragen

4. Staatliche Vorschriften

Neben Ein- und Ausfuhrbestimmungen stellen viele Länder zusätzliche Anforderungen an Waren, die je nach Produkt und Land variieren. Zum Beispiel haben die USA strenge Sicherheitsanforderungen für Brillen, die von der FDA festgelegt wurden – für eine Sonnenbrille, die in die USA verschickt wird, bedeutet dies, dass ein „Drop Ball Test“-Zertifikat in den Zollpapieren enthalten sein muss. 

Wie erfahre ich, welche Regulationen für ein Produkt gelten?

Bevor Sie ein Produkt in ein anderes Land versenden, müssen Sie Folgendes herausfinden:

  • Wird das Produkt im Bestimmungsland kontrolliert?
  • Welche Behörden sind für die Regulierung zuständig?
  • Welche Auflagen sollte ich erfüllen? (z. B. Registrierung, Zulassung oder Genehmigung beantragen)
  • Welche Dokumente sind von mir einzureichen, um die Konformität nachzuweisen?

Für welche Produkte gelten strenge Regulierungen?

Die am häufigsten Vorkommenden sind zum Beispiel Folgende:

  • Lebensmittel (z. B. Milchprodukte, Nudelsuppen)
  • Feuerwerkskörper
  • Sonnenbrillen
  • Kinderspielwaren
  • Diamanten
  • Armbanduhren
  • Waffen (einschließlich Nachbildungen, Bauteilen und Munition)
  • Kontrollierte Arzneimittel und Medikamente
  • Alkohol und nicht-alkoholische Getränke
  • Sendungen mit Kleidung ab einem bestimmten Warenwert
  • Mobiltelefone, Laptops, E-Bikes und andere elektronische Produkte mit einer Lithiumbatterie

Bevor Sie also mit dem Versand in ein neues Land beginnen, sollten Sie ermitteln, welche Behörden für die Regulierung Ihres Produkts in diesem Land zuständig sind und welche Unterlagen diese ggf. benötigen. Bedenken Sie außerdem, dass Frachtführer bestimmte Produkte nicht annehmen. Daher sollten Sie stets prüfen, ob die für den Versand bestimmten Produkte von Ihrem Frachtführer akzeptiert werden.

5. Zölle und Steuern für den E-Commerce

Waren, die in ein neues Land eingeführt werden, unterliegen Zöllen und Steuern. Zölle sind Abgaben auf Waren, die von einem Zollgebiet in ein anderes Zollgebiet über Landesgrenzen versandt werden. Sie werden vom Zoll als Staatseinnahmen und zum Schutz der heimischen Wirtschaft erhoben. Steuern (wie z. B. VAT oder GST) sind Umsatzsteuern, die beim Kauf von Produkten, einschließlich im Ausland erworbenen Waren, erhoben werden. 

Alle Zölle oder Steuern, die für eine Sendung anfallen, sind entweder von Ihnen oder Ihrem*Ihrer Kund*in zu zahlen. Als Verkäufer*in können Sie über die Incoterms® definieren, wer für die Übernahme dieser Kosten verantwortlich ist. Die im E-Commerce am häufigsten verwendeten Incoterms® sind Delivered Duty Paid (DDP, der*die Verkäufer*in bezahlt) und Delivered At Place (DAP, vormals DDU, der*die Käufer*in bezahlt). Um die Erwartungen der Kund*innen zu erfüllen und einen reibungslosen Versandprozess zu gewährleisten, ist es wichtig, diese Versandbedingungen sowohl in Ihrem Webshop als auch auf der Handelsrechnung anzugeben.

Unabhängig davon, wer bezahlt, wirken sich Zölle und Steuern direkt auf die Produktkosten aus. Wenden Sie sich daher an Ihren Spediteur oder Zollbroker, um die Zölle und Steuern zu ermitteln, bevor Sie ein Produkt an einen neuen Bestimmungsort senden. Seien Sie sich bewusst, dass viele Länder, wie z. B. die USA, eine Bagatellgrenze haben, was bedeutet, dass Sendungen mit einem Wert unter der Bagatellgrenze von Zöllen und/oder Steuern befreit sind.

Neue Einfuhrgesetzgebung

Mit dem Wachstum des E-Commerce führen viele Länder neue Bedingungen für die Wareneinfuhr ein. In einigen Ländern wird die steuerfreie De-minimis-Grenze reduziert oder sogar aufgehoben. Das bedeutet, dass Sie oder Ihr*e Kunde*in diese neuen Kosten übernehmen müssen, falls sie anfallen. Länder, die vor kurzem neue Einfuhrbestimmungen eingeführt haben, sind: 

  • Norwegen 
  • Schweiz
  • Australien
  • EU

Handelsabkommen und Zollbefreiungen

Dank internationaler Handelsabkommen gelten für manche Waren Ausnahmen bezüglich Zöllen und Steuern oder es kann eine niedrigere Rate anfallen. Dies hängt von den Waren ab, wo sie hergestellt wurden und zwischen welchen Ländern sie versendet werden. Überprüfen Sie gemeinsam mit Ihrem Frachtführer oder Zollagenten, ob für Ihre Waren Ausnahmen gelten. Möglicherweise müssen Sie einen Herkunftsnachweis Ihren Versanddokumenten beifügen.

6. Bewährte Vorgehensweisen für den E-Commerce-Versand

Damit der internationale Versandprozess reibungslos abläuft, müssen Sie die häufigsten Schwierigkeiten kennen und wissen, wie Sie diese umgehen können. Probleme oder Verzögerungen bei der Zollabfertigung können auftreten, wenn Sendungen nicht den Aus- oder Einfuhr-Vorschriften eines Landes entsprechen oder wenn die Formulare, die Sie bereitstellen, unvollständig oder nicht korrekt sind. Sie riskieren in diesem Fall, dass sich Ihre Sendung verspätet, zum Absender zurückgeschickt oder vom Zoll beschlagnahmt wird.

Warum werden E-Commerce-Sendungen vom Zoll zurückgehalten?

Die Hauptgründe für Verzögerungen bei der Zollabfertigung sind:

  • Unterbewertung von Waren
  • Fehlende Dokumente für die Zollabfertigung
  • Fehlerhafte Kennzeichnung auf Paketen
  • Probleme im Zusammenhang mit geistigen Eigentumsrechten (z. B. gefälschte Waren)

Wie kann ich Zollprobleme möglichst vermeiden?

Um einen Verzollungsverzug und Extrakosten zu vermeiden, ist Folgendes sehr wichtig:

  • Stellen Sie die korrekten Unterlagen bereit
  • Pakete ordnungsgemäß packen
  • Falsche Angaben zum Warenwert – eine Unterbewertung kann nicht nur zu Verzögerungen bei der Zollabfertigung, sondern auch zu Geldstrafen führen
  • Überwachung des Fortschritts Ihrer ersten Sendungen – bis eine reibungslose und korrekte Versandabwicklung sichergestellt ist
  • Schnelle Reaktion bei vom Zoll zurückgehaltenen Waren – je früher die fehlenden Dokumente oder Informationen bereitgestellt werden, desto schneller kann die Sendung an den*die Kund*in weitergeleitet werden

7. Internationale E-Commerce-Rücksendungen

Bei internationalen Sendungen im Rahmen von E-Commerce sind die Entfernungen größer und die Logistik ist komplizierter. Dennoch kann es sein, dass Kunden ihre Waren zurücksenden. Wenn Waren innerhalb desselben Landes oder innerhalb einer Wirtschaftsgemeinschaft wie der EU versendet wurden, sind Retouren eher unkompliziert.

Wenn Waren international versendet werden und eine Zollabfertigung notwendig ist, kann der Rücksendeprozess besonders komplex sein. Wenn dies passiert, müssen Sie über Strukturen verfügen, die es Ihnen ermöglichen, Ihre Waren sicher zurückzusenden und alle gezahlten Steuern erstattet zu bekommen.

Abwicklung internationaler Rücksendungen

Die wesentlichen Schritte bei der Abwicklung von Rücksendungen sind:

  • Erstellen von Dokumenten für eine Rücksendung
  • Antrag auf Zollrückerstattung
  • Beginn des Wiedereinfuhrverfahrens mit USt.

Rücksendungen aus unterschiedlichen Ländern

Bestimmte Vorschriften in einigen Ländern wie Brasilien, China und Indonesien können die Chance, dass Waren zurückgegeben oder Zöllen und Steuern (falls solche entrichtet wurden) zurückerstattet werden, einschränken. Berücksichtigen Sie als Online-Händler immer Ihre Optionen und die Kosten, die mit Ihrem Rücknahmeangebot verbunden sind.

Versandbedingungen und -dokumente können sich je nach Transportdienstleister unterscheiden. Auf dieser Webseite finden Sie allgemeine Informationen zum Thema Versand. Wenn Sie sich nicht sicher sind, welche Versandbedingungen für Sie gelten, informieren Sie sich bei Ihrem Transportdienstleister. Informieren Sie sich unbedingt vor dem Versand über die Regeln und Vorschriften des Landes, von dem aus und in welches Sie Waren versenden. Entsprechende Informationen finden Sie auf den Regierungswebseiten.

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