Psychische Gesundheit von Unternehmer*innen (Heldenbild)

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Wie Sie als Unternehmer*in psychisch gesund bleiben

Ein eigenes Unternehmen zu gründen, kann die psychische Gesundheit stark belasten. Sie tun alles, um Ihr Unternehmen auf die Erfolgsspur zu bringen – aber zu welchem Preis? Wir haben mit drei Unternehmer*innen und einem Coach für mentales Wohlbefinden darüber gesprochen, auf welche Anzeichen man achten sollte und wie man mit dem Druck umgehen kann.

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Mit dabei

Foto von Paul Pallas
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Paul Pallas

Foto von Diana Ganz
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Diana Ganz


Jede*r, der*die schon einmal versucht hat, ein eigenes Unternehmen aufzubauen, weiss, dass gerade am Anfang eine Menge zu tun ist. Und das Letzte, woran man denkt, ist, sich um sich selbst zu kümmern.

Man muss Pläne schmieden, Budgets aufstellen, Produkte entwickeln und ein Team leiten – ganz zu schweigen von der Tatsache, dass in der Start-up-Kultur ungesunde Überarbeitung als Normalität angesehen wird. Sich nicht um sich selbst zu kümmern, kann jedoch schwerwiegende Folgen haben.

Laut einer Studie der UCSF School of Medicine sind Stress und Angstzustände unter Unternehmer*innen weit verbreitet: 72 % berichten über psychische Probleme in der einen oder anderen Form.

Stuart Hillston, ein Psychotherapeut und Coach, der sich auf die Arbeit mit Unternehmer*innen spezialisiert hat, beschreibt Unternehmertum als «sich aus psychologischer Sicht bewusst in Gefahr begeben». Aber warum sind Unternehmer*innen so anfällig für psychische Probleme? Und wie kann man sich vor den Folgen schützen, die entstehen, wenn man seine psychische Gesundheit vernachlässigt?

Was passieren kann, wenn man sich nicht um sich selbst kümmert

Bei einigen Gründer*innen leidet das Wohlbefinden bereits kurz nach der Gründung ihres Unternehmens, bei anderen dauert es eine Weile, bis sich die Auswirkungen der Belastung bemerkbar machen. So erging es auch Paul Pallas, dem Gründer des Hardware-Unternehmens SWISCO: «Jahrelang habe ich die Probleme, die durch den Druck, ein Unternehmen zu führen, entstanden sind, ignoriert. Irgendwann holte mich schliesslich die Angst ein. Bei der Arbeit kam es mir immer so vor, als würde ich mich von meiner besten Seite zeigen, aber wenn ich von der Arbeit nach Hause kam, war ich völlig fertig.»

Stuart sagt, die häufigsten Probleme seiner Kund*innen seien Angstzustände, Stress und das Scheitern von persönlichen Beziehungen – und es kommt dann zu den typischen Symptomen eines Burn-outs: «Energieverlust, Antriebslosigkeit, Motivationsverlust und auch die Leidenschaft bleibt auf der Strecke.» Das sind alles ziemlich ernstzunehmende Probleme, wenn man versucht, ein erfolgreiches Unternehmen aufzubauen.

Für Diana Ganz, Mitbegründerin von SuitShop, haben sich die Folgen der Überlastung zwar nicht in Form von akuten psychischen Problemen bemerkbar gemacht, aber den Druck spürt sie trotzdem: «Wir haben uns fünf Jahre lang für dieses Unternehmen abgerackert, und ich habe das Gefühl, dass dabei auch ein klein wenig von meiner eigenen Identität verloren gegangen ist. Eigentlich weiss ich auch gar nicht mehr, was ich neben der Arbeit noch gerne mache!»

Yolanda Saez Castello, Expertin für psychische Gesundheit, gibt ihren Kund*innen Tipps, worauf sie achten sollten: «Gedächtnisschwäche, Konzentrationsschwäche, übermässiges Grübeln, ständige Niedergeschlagenheit oder Überforderung, zu viel oder zu wenig Schlaf, ein übermässiger Alkoholkonsum oder zu viel Essen.» All das kann seinen Tribut fordern, aber auch ein frühzeitiges Warnsignal für ein potenziell ernsthafteres Problem sein.


Mit dabei

Foto von Stuart Hillston
Foto von Stuart Hillston
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Stuart Hillston

Foto von Yolanda Saez Castello
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Yolanda Saez Castello



Anzeichen, auf die man achten sollte (Bild)
Anzeichen, auf die man achten sollte (Bild)
Anzeichen, auf die man achten sollte (Bild)

Anzeichen, auf die man achten sollte

  • Gedächtnisschwäche
  • Konzentrationsschwäche
  • Übermässiges Grübeln



PAUL ZUM PREIS FÜR DEN ERFOLG

«Wenn sich die ersten Erfolge einstellen, denkt man, dass es daran liegt, dass man hart gearbeitet hat und deshalb weiter dranbleiben muss, um ja nicht nachzulassen.»


Warum sind Unternehmer*innen so anfällig für psychische Probleme?

Dass Unternehmer*innen so anfällig für psychische Probleme sind, liegt auf der Hand – die Belastungen, die mit der Gründung eines eigenen Unternehmens verbunden sind, sind bekannt –, aber es ist ein bisschen komplizierter als das.

Für die meisten Gründer*innen ist der Gedanke, dass man für seinen Erfolg hart arbeiten muss, zu einem wesentlichen Bestandteil ihres Glaubenssystems geworden. Diana sagt: «Ich habe wirklich den Eindruck, dass das alle Gründer*innen früher oder später so erleben – dieses Gefühl ständiger Überforderung.» Für Stuart hat das zum Teil etwas mit dem eigenen Selbstbild zu tun: «Unternehmer*innen haben eine Vorstellung davon, was es bedeutet, als Unternehmer*in tätig zu sein. Dazu gehört, dass man viel erreichen muss, dass man vorankommen muss und dass man sich viel mehr anstrengen muss als jemand, der einen gewöhnlichen Job hat.»

Aber allein aus Leidenschaft zu handeln, kann zu einem emotional anstrengenden Unterfangen werden: «Sobald die Begeisterung nachlässt und man merkt, dass sich der Erfolg nicht so leicht einstellt, wie man dachte, machen sich viele Leute Vorwürfe», erklärt Paul. «Und wenn sich dann die ersten Erfolge einstellen, denkt man, dass es daran liegt, dass man hart gearbeitet hat und deshalb weiter dranbleiben muss, um ja nicht nachzulassen.»

Und schliesslich gibt es da noch den Druck von aussen, der auf Menschen mit Führungsverantwortung lastet – von Investor*innen, Mitbegründer*innen und Mitarbeiter*innen, die alle ihre eigenen Bedürfnisse und Ziele haben. Bei Investor*innen kann dieser Druck bedeuten, dass sie ständig fürchten müssen, ersetzt zu werden, wenn sie als nicht leistungsfähig genug wahrgenommen werden.

Diese Kombination unterschiedlicher Belastungen führt zwangsläufig dazu, dass bei vielen Gründer*innen das Wohlbefinden leidet – manchmal mag es vielleicht sogar überraschen, dass es einigen gelingt, über längere Zeit durchzuhalten, ohne dass es zu spürbaren Problemen kommt.

Was kann man selbst tun, um psychisch gesund zu bleiben?

Stuart ist der Meinung, dass vieles von dem, was man braucht, um in eine erfolgreiche Zukunft – oder zumindest in eine, die mit weniger Stress verbunden ist – zu blicken, gleich zu Beginn getan werden muss. Zu den wichtigsten Dingen gehört zweifelsohne, dass man sich genau über seine Geschäftspartner*innen informiert. Dies gilt insbesondere für die Beziehungen zwischen Mitgründer*innen: Wenn man zusammen ein Unternehmen gründen will, stellt sich die Frage, wie gut man den*die Mitgründer*in tatsächlich kennt. Haben Sie ihn oder sie zum*zur Mitbegründer*in gemacht, weil er*sie über bestimmte Fähigkeiten verfügt, die das Unternehmen braucht? Wunderbar! Aber wie ist es um seine*ihre Persönlichkeit bestellt? Welche Werte hat er*sie? Wie sieht es mit seinem*ihrem Kommunikationsstil aus? Wie trifft er*sie Entscheidungen? Ist er*sie risikofreudig?




Der erste Schritt zu weniger Stress

Informieren Sie sich über Ihre Geschäftspartner*innen – sowohl über Ihre Mitbegründer*innen als auch über Ihre Investor*innen


Diagramm (Symbol)
Diagramm (Symbol)
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Making It Work (Bild)
Making It Work (Bild)
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Kein gewöhnlicher Businesspodcast

Kat und Dahlia sind regelmässig zu Gast bei Making It Work – dem Businesspodcast, der Themen offen anspricht und direkt zum Punkt kommt.


Und das Gleiche gilt auch, wenn es darum geht, sich zu überlegen, von wem man Geld annimmt. «Viele Unternehmer*innen sind bei der Kapitalbeschaffung so verzweifelt, dass sie die Person, die ihnen das Geld anbietet, gleich für ihren besten Freund halten. Man nimmt sich nicht die Zeit, um zu prüfen, um welche Art von Investor*in es sich handelt», so Stuart. «Dass Investor*innen die Unternehmen, in die sie investieren, mit der gebotenen Sorgfalt überprüfen, ist allgemein bekannt. Aber wie sieht es umgekehrt aus? Gehen Sie bei der Auswahl Ihrer Investor*innen ebenso sorgfältig vor? Und falls nicht, warum nicht?»

Diana hat es geschafft, diesen Fallstrick zu umgehen – und sie ist mit ihrer Entscheidung sehr zufrieden: «Unser Investorenteam ist einfach fabelhaft. Wir sollen wachsen, aber das tun wir bereits. Einige Unternehmen wachsen zwar schneller, aber sie werden auch über Beteiligungskapital finanziert. Dem Druck, institutionelle Gelder anzunehmen, wollten wir uns einfach nicht aussetzen.»

Worauf man in der Anfangsphase achten sollte

Einen gesunden Lebensstil beizubehalten, gehört zu den wichtigsten Empfehlungen für Stressbewältigung. Paul bestätigt dies und nennt es neben der professionellen Therapie als einen der Hauptfaktoren, die ihm geholfen haben, mental wieder auf die Beine zu kommen: «Ich fühle mich grossartig – ich treibe Sport, ich ernähre mich ausgewogen. Aber ich darf nicht anfangen, bestimmte Dinge aussen vor zu lassen, denn sonst summiert sich das alles und ich falle womöglich in ein tiefes Loch, werde ängstlich und verunsichert.»




Resilienz aufbauen (Bild)
Resilienz aufbauen (Bild)
Resilienz aufbauen (Bild)

Stärken Sie Ihre Widerstandsfähigkeit

Schreiben Sie jeden Tag auf, was gut gelaufen ist. Und auch das, was nicht gut gelaufen ist.
Was lernen Sie daraus?







DIANA ZUM THEMA INTERESSENPFLEGE

«Ich geniesse es, ein paar Stunden pro Woche in meinem Garten zu verbringen und einen Podcast zu hören.»


Stuart sieht das Ganze jedoch eher mit gemischten Gefühlen: «Kennen Sie jemanden, der*die ausreichend schläft, sich richtig ernährt, Sport treibt und auch auf seine mentale Gesundheit achtet? Psychologisch gesehen handelt es sich hierbei um eine Form der Beschämung, denn es wird suggeriert, dass man sich selbst schadet, wenn man diese Dinge nicht tut – es ist also die eigene Schuld.»

Die beste Vorbeugung gegen psychische Probleme für Unternehmer*innen ist laut Stuart der Aufbau von Resilienz: «Um psychische Widerstandskraft zu gewinnen, muss man sich den Dingen aussetzen, die sich negativ anfühlen. Denn nur dadurch kann man sich selbst beweisen, dass man sie durchstehen kann.» Zum Aufbau von Resilienz empfiehlt er eine Reflexionsübung: «Schreiben Sie jeden Tag auf, was gut gelaufen ist. Und dann auch das, was nicht gut gelaufen ist. Was würden Sie beim nächsten Mal anders machen? Was haben Sie daraus gelernt?»

Stuart bestärkt seine Kund*innen auch darin, sich auf «nährende Aktivitäten» zu konzentrieren – also auf Dinge, die man wirklich gerne tut. Dies können gesellige Veranstaltungen oder Kinobesuche sein. Oder auch ein Buch zu lesen. Wichtig ist, dass es nicht bei einem Mal bleibt, sondern dass man sich fortwährend etwas Gutes tut. Die Erfahrungen, die Paul und Diana damit gemacht haben, bestätigen das. Paul sagt: «Man denkt vielleicht, dass alles, was man für das Unternehmen tun muss, wichtiger ist als sich um sich selbst zu kümmern. Sich aber Zeit für sich selbst zu nehmen, ist wichtig – ohne dabei ein schlechtes Gewissen zu haben.» Diana hat erkannt, dass sich ihre Interessen lange Zeit nur um die Arbeit gedreht haben. Deshalb hat sie in diesem Jahr mit der Gartenarbeit begonnen. «Ein paar Stunden pro Woche in meinem Garten zu verbringen und einen Podcast zu hören, ist einfach toll!».

Es kann auch hilfreich sein, schon in den ersten Tagen Ihres Gründerdaseins eine*n Therapeut*in aufzusuchen – noch bevor es zu wirklichen Problemen kommt. «Betrachten Sie die Therapie nicht als letzten Ausweg. Betrachten Sie sie als etwas Wertvolles, das Sie durch den Prozess begleitet», rät Stuart.

Und wie sieht es aus, wenn man bereits Probleme hat?

Bei psychischen Problemen ist es am wichtigsten, so schnell wie möglich professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ein*e Ärzt*in oder auch ein* private*r Therapeut*in sind eine gute Adresse. Für welchen Weg Sie sich auch entscheiden: Probleme frühzeitig anzugehen, ist immer die beste Lösung, um achtsam mit dem eigenen Befinden umzugehen.

Es gibt auch eine Reihe von wissenschaftlich belegten Techniken, die man zu Hause durchführen kann. So beispielsweise Achtsamkeitsübungen, wie Paul empfiehlt: «Fünf Minuten Stille und Gegenwärtigkeit – wirklich versuchen, die kleine Stimme im Hinterkopf abzuschalten, die sagt: Du solltest dies tun, du solltest jenes tun – allein das bewirkt schon viel.»




Handeln Sie frühzeitig

Nehmen Sie sofort professionelle Unterstützung in Anspruch, wenn Sie merken, dass Sie Probleme haben.


Handeln Sie frühzeitig (Icon)
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Inzwischen setzt Yolanda auf die Emotional Freedom Technique (EFT), auch bekannt als Tapping: «Die EFT-Methode ist eine Form der Akupunktur, die jedoch ohne Nadeln auskommt. Die Methode kann man jederzeit selbst anwenden. Am besten gefällt mir die fundierte Wissenschaft, die dahinter steckt: Durch die EFT-Behandlung wird Cortisol, ein wichtiges Stresshormon, das bei ständigem Anstieg viel Schaden anrichten kann, nachweislich deutlich gesenkt. Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass es zu einer statistisch signifikanten Verringerung von Stress, Angstzuständen und Überforderung führt. Und das ist auch gar nicht überraschend, wie ich finde.»

Zu guter Letzt sollten Sie immer bedenken, dass Techniken zur Unterstützung der psychischen Gesundheit und des Wohlbefindens Ihnen nur begrenzt weiterhelfen können: Irgendwann müssen Sie damit anfangen, darüber nachzudenken, wie Sie Ihr tatsächliches Arbeitspensum in den Griff bekommen und den Druck, der auf Ihnen lastet, verringern können. Eine Möglichkeit ist, Aufgaben zu delegieren, die Sie als besonders stressig empfinden. Auch die Kommunikation mit Ihren Mitgründer*innen lässt sich allenfalls effektiver gestalten, oder aber Sie erkennen, dass die Gründung eines Unternehmens kein Wettlauf ist. Wahrscheinlich haben Sie für die Dinge, die zu erledigen sind, sogar ein bisschen mehr Zeit, als Sie denken.



Haftungsausschluss: Die auf dieser Webseite enthaltenen Informationen stellen keine Rechts-, Steuer-, Finanz-, Buchhaltungs- oder Handelsberatung dar, sondern sollen allgemeine Informationen zu den Themen Wirtschaft und Handel liefern. Die Inhalte, Informationen und Services des FedEx Small Business Hub ersetzen nicht die Beratung durch kompetente Fachkräfte, z. B. zugelassene Rechtsanwält*innen, Anwaltskanzleien, Rechnungsprüfer*innen oder Finanzberater*innen.

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