Brasilien ist zwar weit von Europa entfernt, besitzt aber eine grosse Bevölkerung und einen fortschrittlichen E-Commerce-Sektor, weshalb sich ein genauerer Blick für Sie lohnen könnte.

Im Jahr 2022 erreichte das Bruttoinlandsprodukt USD 1.9 Billionen, was das Land zur zwölftgrössten Volkswirtschaft der Welt und zur grössten Lateinamerikas macht.¹ Brasilien ist darüber hinaus stark auf Digitalisierung ausgerichtet – eine direkte Folge zentraler Regierungsentscheidungen während der COVID-19-Pandemie.

Rund 70 Millionen Brasilianer*innen erhalten über digitale Sparkonten soziale Unterstützungsleistungen, wodurch sie aus der Ferne auf Mittel zugreifen können.² Schätzungsweise 40 % dieser Personen hatten vor der Pandemie noch kein Konto, d. h., Millionen von Menschen haben erstmals Zugang zu Onlinedetailhändlern erhalten.³

Dies hat zu einem Boom des E-Commerce-Sektors geführt, der beachtliche 90 % der erwachsenen Bevölkerung erreicht und Schätzungen zufolge mit jährlichen Pro-Kopf-Ausgaben von gut USD 1 000 einhergeht.⁴

Die Brasilianer*innen kaufen zudem gern grenzüberschreitend ein: Etwa 72 % der Onlineverbraucher*innen haben 2022 internationale Käufe getätigt, wobei 15 % dies in mehr als zehn Fällen getan haben.⁵ Das bedeutet jedoch nicht, dass der Versand in den brasilianischen Markt keine Herausforderungen birgt. Wenngleich das Land Fortschritte bei der Reduzierung von Handelsbarrieren gemacht hat, können hohe Zölle und komplexe Bestimmungen Exporteure vor Herausforderungen stellen.⁶

Brasilien ist ein grosses Land, in dem die Ausgaben für Onlinekäufe nicht gleichmässig verteilt sind. Es lohnt sich, dies zu berücksichtigen, wenn Sie beabsichtigen, dort Kund*innen zu gewinnen. Der Südosten ist mit Abstand die grösste Region für E-Commerce-Verkäufe und macht 56 % des Volumens aus. An zweiter Stelle steht mit 18 % der Nordosten.¹¹

Der Grossteil der Leute spricht brasilianisches Portugiesisch als Muttersprache und nur 5–12 % der Bevölkerung sprechen fliessend Englisch.¹² Das heisst, dass eine Lokalisierung massgeblich dazu beitragen kann, Verbraucher*innen effektiv zu erreichen. Denken Sie an Ihre Website, Ihr Marketing und nicht zuletzt Ihren Kundendienst.

Verzögerte Zollabfertigungen kommen in Brasilien häufig vor, was bedeutet, dass die Waren langsamer bei den Kund*innen eintreffen, als es Unternehmen womöglich gewohnt sind. Die Behörden haben jedoch Massnahmen ergriffen, um die Abläufe zu verbessern, weshalb die Dauer und die Kosten für die Zollabfertigung nun abnehmen.¹³ Dennoch ist es aufgrund komplexer Regulierungen auf dem Markt entscheidend, sicherzustellen, dass alle Unterlagen korrekt sind, da fehlerhafte Dokumente der häufigste Grund für Verzögerungen sind.¹⁴

Brasilien hat vor Kurzem neue Massnahmen eingeführt, um Hürden bei der Einfuhr gekaufter Produkte mit niedrigem Warenwert abzubauen. Seit August 2023 können E-Commerce-Detailhändler, die am freiwilligen Programm Remessa Conforme teilnehmen – und mehrere Vorgaben erfüllen –, von Zollbefreiungen bei Business-to-Consumer-Einfuhrsendungen mit einem Warenwert von maximal USD 50 profitieren und haben zudem Zugang zu einer schnelleren Zollabfertigung.¹⁵ Dies ist ein deutlicher Unterschied zur Flatrate von 60 %, die anderenfalls auf Waren erhoben wird.

Die brasilianische Social-Commerce-Branche soll bis 2029 mit einer jährlichen Rate von 25,7 % wachsen, womit sie einen Bruttowarenwert von USD 10.65 Milliarden erreichen würde.¹⁶ Diese Entwicklung könnten Sie sich zunutze machen, wenn Sie mit nationalen Creator*innen von Social Content zusammenarbeiten. Zwischen 2018 und 2023 sind die Investitionen in Influencerwerbung in Brasilien um das fast Vierfache auf über USD 410 Millionen gestiegen – eine Summe, die innerhalb von vier Jahren vermutlich mehr als USD 630 Millionen betragen wird¹⁷ – und 73 % der Brasilianer*innen geben an, Produkte basierend auf Empfehlungen von Influencern gekauft zu haben.¹⁸

Für brasilianische Verbraucher*innen existieren bei einem Onlinekauf mehrere wichtige Entscheidungsfaktoren. Sie werden diese Faktoren nicht alle ansprechen können, aber wenn Sie so viele davon wie möglich integrieren, könnte sich dies für Sie auszahlen. So berichten beispielsweise 78 %, dass sichere Zahlungsmethoden wichtig sind, während andere zentrale Entscheidungsfaktoren eine schnelle Zustellung (77 %), einen guten Kundendienst (74 %) und den Ruf des Händlers (67 %) beinhalten.¹⁹

Die Kartenzahlung ist in Brasilien nach wie vor eine beliebte Bezahlmethode für Onlinekäufe, wobei 62  % der Verbraucher*innen Kreditkarten und 56 % Debitkarten nutzen.²⁰ Doch auch der digitale Zahlungsdienstleister Pix – 2020 von der Banco Central do Brasil ins Leben gerufen – erfreut sich grosser Beliebtheit. Laut Worldpay werden auf ihn bis 2026 mehr als ein Drittel der E-Commerce-Transaktionen in Brasilien entfallen.²¹ Wenn Sie planen, Waren auf dem brasilianischen Markt zu verkaufen, sollten Sie unbedingt sicherstellen, dass die von Ihnen angebotenen Zahlungsmethoden zu den Verbraucherwünschen passen.